Am vergangenen Sonntag ging mit dem Unspunnen-Schwinget der Saisonhöhepunkt der Schwinger über die Bühne. Unter den qualifizierten Schwingern waren mit Sven Schurtenberger und Reto Gloggner auch zwei Athleten vom Schwingklub Rottal. Verdienter Festsieger wurde der Berner-Topfavorit Christian Stucki.
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Nur alle sechs Jahre findet der prestigeträchtige Anlass in Interlaken statt und das Teilnehmerfeld ist jeweils auf 120 Schwinger limitiert. Die Qualifikation für dieses Schwingest ist somit schwieriger als für das Eidgenössische Schwingfest. Der Unspunnen-Schwinget gehört somit nebst dem Kilchbergschwinget und dem Eidgenössischen zu den drei Topevents des Schwingsports. Die Schwinger richteten demensprechend auch ihre ganze Saisonplanung auf dieses Schwingfest aus. Obwohl viele Spitzenathleten aus allen Verbänden verletzungsbedingt den Wettkampf nicht in Angriff nehmen konnten, versprachen bereits die Startpaarungen ein wahrliches Schwingerfest. 15‘800 Zuschauer fanden den Weg bereits in den frühen Morgenstunden ins Berner Oberland und verfolgten gespannt das Wettkampfgeschehen. Als Topfavoriten aus dem Lager der favorisierten Bernern galten Christian Stucki, Matthias Sempach und Kilian Wenger. Aus Ostschweizer Sicht waren die grössten Trümpfe Armon Orlik und der Titelverteidiger Daniel Bösch, während die Innerschweizer auf einen Exploit von Joel Wicki und Sven Schurtenberger hofften. Bei den Nordwest- und Südwestschweizern konnte man anhand der vergangenen Resultate kein Schwinger zu den Siegesanwärtern zählen.
Schurtenberger stellt Stucki
Der Rottaler Sven Schurtenberger stieg mit viel Selbstvertrauen in den Wettkampf. Mit acht Saisonkränzen und den Kranzfestsiegen am Urner Kantonalen und beim Bergklassiker auf der Rigi stieg er in der Innerschweizer-Hierarchie zusammen mit Joel Wicki an die Spitze auf. Im Anschwingen bekam es Sven mit dem Nordwestschweizer Routinier Christoph Bieri zu tun, welcher in der Defensive kaum zu überwinden ist. So wurde dieser Gang für Sven zur Geduldsprobe. Er versuchte seinen Gegner mehrmals in eine optimale Position zu bringen um seine Spezialschwünge anzusetzen, was Bieri allerdings vehement verhinderte. Ein Gestellter war somit die logische Konsequenz. Im zweiten Gang hatte sein Gegner ein in Schwingerkreisen sehr bekannter Name. Mit Ruedi Roschi, Sohn von Schwingerkönig 1972 David Roschi, bekam es Sven mit einem eher offensiveren Gegner zu tun, welchen er bereits nach kurzer Gangdauer am Boden überdrehen konnte. Dass Roschi aber kein einfacher Gegner war, zeigt die Schlussklassierung des Berners, der sich unter anderem mit einem Sieg gegen den Eidgenossen Benji von Ah den dritten Schlussrang sicherte. Den letzten Gang vor der Mittagspause gestaltete Sven dann ebenfalls erfolgreich. Mit der Favoritenrolle gegen Lars Geisser wusste der Rottaler umzugehen und erfüllte seine Plicht mit einem herrlichen Plattwurf. Der Anschluss zur erweiterten Spitze war somit wieder geschafft und bedeutete umgehend einen starken Gegner im vierten Gang. Mit dem Berner Eidgenossen Thomas Sempach war es erneut ein sehr defensiver Gegner, welcher versuchte, Sven aus dem Rennen um den Sieg zu nehmen. Da spielte der kräftige Rottaler aber nicht mit und griff mehrmals an. Nach hartem Kampf nutzte Sven eine Chance nahe am Platzrand und bettete Sempach mit einem Kreugriff platt ins Sägemehl. Mit 38.50 Punkten hatte er im fünften Gang nun die Gelegnheit mit einem Sieg in den Schlussgang einzuziehen. Das Einteilungskampfgericht entschied sich für das Duell mit dem führenden Christian Stucki. Beide kannten einander aus mehreren vorhergenden Duellen bestens und für Stucki sprach, dass ihm ein Gestellter für den Einzug in den Schlussgang reichte. Wie am diesjährigen Innerschweizer Schwingest in Alpnach gab es auch in Interlaken keinen Sieger zwischen den beiden, obwohl es ein sehr intensiv geführter Gang war. Trotz des zweiten Remis an diesem Tag bot sich im letzten Gang für Sven noch die Chance sich den dritten Rang zu sichern. Gegen den Thurgauer Eidgenossen Domenic Schneider war dies aber kein leichtes Unterfangen. Sven suchte den Sieg von Anfang an und wurde dann leider eiskalt ausgekontert. Mit 55.75 Punkten belegte Sven den neunten Schlussrang, was aber nicht ganz seine tolle Leistung wiederspiegelt, da er bis zum Schluss eine tragende Rolle spielte.
Der zweite Rottaler, Reto Gloggner, startete seinerseits mit einem Gestellten und einer Niederlage gegen Marco Oettli und Hanspeter Luginbühl wenig verheissungsvoll in den Wettkampf. Im dritten Gang bodigte er dann aber Roman Schnurrenberger. Nach der Mittagspause musste Reto dann aber eine Niederlage gegen den Thurgauer Eidgenossen Stefan Burkhalter einstecken. Trotz dieser Niederlage schaffte es Reto in den Ausstich wo er im fünften Gang auf den Südwestschweizer Mikael Matthey traf. Dieses Duell entschied Reto für sich. Im letzten Gang gegen Roman Sommer verlor er am Boden kurz die Übersicht und musste sich dann geschlagen geben. Durch diese Niederlage verlor Reto noch ein paar Ränge und klassierte sich so in der Endabrechung im 16. Schlussrang.
Überraschungsmann im Schlussgang
Dass Christian Stucki den Schlussgang erreichen würde, konnte man anhand seiner Leistungen in diesem Jahr erahnen. Mit seinem Gegner Curdin Orlik rechnete aber niemand. Der in Kandersteg und so für die Berner schwingende Bündner legte den Grundstein für die Schlussgangteilnahme am Morgen. Mit drei Maximalnoten gegen den Zuger-Sieger Marcel Bieri, Michael Müller und den Eidgenossen Benji von Ah stand er zur Wettkampfhälfte gemeinsam mit Stucki an der Ranglistenspitze. Im Direktduell im vierten Gang musste er nach hartem Kampf die erste Niederlage einstecken. Im fünften Gang konterte Orlik einen Kurzangriff von Erich Fankhauser mit einem herrlichen Gammen und belegte nach fünf Gägen mit 48.50 Punkten den zweiten Zwischenrang. Stucki seinerseits vierdiente sich die Schlussgangqualifikation mit Siegen gegen Titelverteidiger Daniel Bösch, Marcel Mathis, Fabian Kindlimann und eben Curdin Orlik. Trotz des Gestellten fünften Ganges gegen Sven Schurtenberger setzte er sich nach fünf Gängen mit 48.75 Punkten an die Ranglistenspitze. Der Schlussgang gestaltete sich ausgeglichener als die meisten dachten, da es Orlik gelang den Gang in die Länge zu ziehen und Stucki so nach dem harten fünften Gang die Durchschlagskraft fehlte. Genau eine Minute vor Gangende, als Orlik seine Chance nutzen wollte, bündelte Stucki nochmals seine Kräfte und konterte seinen Widersacher mit einem Kreuzgriff aus. Für Stucki war es nach dem Sieg am Kilchbergschwinget 2008 der zweite Sieg an einem Schwingfest mit eidgenössischem Charakter. Orlik belegte sensationell den dritten Schlussrang. Auf dem Ehrenplatz rangierte als bester Innerschweizer der Sörenberger Joel Wicki, welchem ein hervorragender Wettkampf gelang. Er stellte im Anschwingen gegen Schwingerkönig Kilian Wenger und liess in der Folge keinemseiner Gegner eine Chance. Pascal Piemontesi, Willy Graber, Bernhard Kämpf, Armon Orlik und zum Schluss Michael Bless waren den Angriffen des Entlebuchers nicht gewachsen.